Die Pockenimpfung Teil II

Vorbeugung oder Auswahl?

Die Impfung gegen Pocken und alle weiteren Impfungen bis auf den heutigen Tag werden zu den erfolgreichsten Maßnahmen der modernen Medizin gezählt. In den meisten amtlichen Dokumenten, in denen Impfungen beworben werden, wird diese Information als Einleitung vorangestellt. 
Die folgenden Fragen stelle ich zu Beginn dieses Artikels.

  1. War es wirklich so, dass die Pocken durch Impfungen ausgerottet wurden? Ist es richtig, dass diese Impfung vor Pocken geschützt hat?
  2. Warum sind Menschen, die nicht gegen Pocken geimpft waren, nicht an Pocken erkrankt oder nicht daran gestorben?
  3. Woran liegt es, dass die einen nicht an Pocken erkrankt sind, andere die Pocken gut überstanden haben, andere aber an Pocken erkrankt und daran gestorben sind?
  4. Warum sind die einen Menschen durch die Pockenimpfung gestorben und andere nicht?
  5. Haben die einen die Pockenimpfung nur dank ihrer stärkeren Natur ohne größeren Schaden überstanden?
  6. Und sind die anderen auf Grund ihrer schwachen Gesundheit nach der Impfung  gestorben?
  7. Wie konnte sich die Meinung durchsetzen, dass die Impfung vor Pocken schütze, wenn es also nicht  die Pockenimpfung war, welche die Menschen die Pocken überleben ließ, sondern deren bessere Gesundheit und Lebensbedingungen?
  8. Warum wurde in Kauf genommen, dass durch die Pockenimpfung abertausende Menschen gestorben und zu Krüppeln geworden sind? Die zahllosen Opfer dieser Impfung konnten doch nicht verborgen bleiben.
  9. Warum wurde dieses Verfahren nicht eingestellt, obwohl sehr viele Ärzte in ganz Europa mehr als hundert Jahre hindurch gegen die Pockenimpfung angekämpft haben?

Die Antworten auf diese Fragen geben uns auch die Antworten auf die Kernfrage um die es geht. Haben die Menschen die Pocken auf Grund ihrer gesunden Natur überstanden oder dank der Pockenimpfung? Hatten die Menschen, welche die Pockenimpfung erhielten und diese gut überlebt hatten eine gesündere Natur, so dass sie auch nicht an Pocken schwer erkrankten? Oder sind sie durch die Pockenimpfung erst so gesund geworden, dass sie vor weiteren Neuerkrankungen geschützt waren? Kurz gefasst:

Die Pocken keine Gefahr weil auch vor Beginn der Erkrankung gesund
oder
die Pocken eine Gefahr weil vor der Erkrankung schon kränklich
daher
Impfung gut überstanden weil auch sonst gesund
oder
Schaden durch Impfung weil auch vor der Impfung kränklich.

Ist es wirklich so, dass der bessere Gesundheitszustand und die besseren Lebensbedingungen vor schweren Pocken geschützt haben? Waren es dagegen die kränklichen Menschen die durch die Pocken und ebenso nach der Pockenimpfung ihre Gesundheit und ihr Leben verloren haben? Letztere waren zum größeren Teil doch die Menschen aus den niederen sozialen Schichten.
Sollte also die Meinung, Impfungen schütze vor Pocken auf einem Irrtum und einer falschen Überlegung beruhen? Warum wurde die Idee von einer schützenden Maßnahme so begeistert aufgenommen und sogar zwangsweise verordnet?

Zeitalter des Absolutismus

Ende des 18. Jahrhunderts waren demokratische Bewegungen erst im Entstehen. Was der Fürst und sein Stab befahlen, war Gesetz. Wollte der Herrscher einen Krieg, dann wurden die Männer eingezogen, es herrschte Wehrpflicht. Napoleon hatte die Hausnummern eingeführt, um zu erfahren, wo es rekrutierbare Männer für seine Feldzüge gab.  Und dafür konnte er nur gesunde Soldaten gebrauchen. Welcher Feldherr nimmt nicht lieber an Gesundheit robustere Soldaten in den Krieg mit als solche, die vermutlich Pocken nicht überstehen? Das russische Infanterieregiment Litauen durfte nur „Pockennarbige“ einstellen.
Napoleon war es, der die Kranken in den Spitälern, danach die Kinder und dann die Soldaten zwangsweise impfen ließ.  Die übrigen europäischen Fürsten machten es ihm dann innerhalb weniger Jahre nach. –

Zeitalter ohne Wissenschaft

Zur Zeit, als von Napoleon Buonaparte die Impfpflicht eingeführt wurde, gab es noch kaum wissenschaftliche Dokumentationen, da gab es noch keine Pflicht, für eine Methode einen Wirkungsnachweis zu erbringen, da gab es keine Zulassungsbehörden oder Arzneimittelkommissionen. Was angeordnet wurde, galt zu tun und nicht in Frage zu stellen.
Am siebten Tag nach der Pockenimpfung musste der Impfling vor dem Impfarzt, es waren anfangs Militärärzte, erscheinen. Es wurde ein Dokument ausgestellt, in welchem bestätigt wurde, dass die Schutzpocken am Impfling ordentlich herausgekommen sind. Nur dieser Umstand wurde beobachtet und festgehalten. Kein Buchstabe über seinen sonstigen Gesundheitszustand fand darin Platz. Die Impflinge, die gestorben waren, brauchten dieses amtliche Zeugnis nicht und jene ebenso nicht, bei denen die Pocken nicht richtig herausgekommen waren. – Wozu sollten diese Zeugnisse dienen? Wo sollte dieses amtliche Dokument vorgezeigt werden? Die Aussage, dass die Blattern richtig herausgekommen sind, ist ja nur ein Hinweis für eine gesunde und starke Reaktionsfähigkeit des betroffenen Menschen.  Ist es falsch, anzunehmen, dass dieses Impfzeugnis nur den einen Zweck hatte, die Wehrfähigkeit zu bezeugen? Dann hätte die Impfung den Sinn gehabt, herauszufinden, wer Pocken ohne Probleme überstehen würde und wer nicht. Das wäre also eine Art Musterung.
Bis zur Formulierung der Antigen-Antikörpertheorie im Jahre 1906, also hundert Jahre lang, galt für die Wirkung der Pockenimpfung die folgende Hypothese: die Krankheit ist von innen nach außen getrieben worden und ist daher nicht mehr im Körper.
Auch die heutige Hypothese der so genannten Antigen-Antiköper-Reaktion entspricht nicht mehr dem aktuellen Wissenstand. Die gängige Vorstellung  wird den tatsächlichen, komplexen Zusammenhängen nicht mehr gerecht. Eine wissenschaftliche Begründung des Schutzes durch die Pockenimpfung hat es also nie gegeben.

Zeitalter der Armut und des Hungers

Große Teile der Bevölkerung, aber auch viele Soldaten sind zur selben Zeit, als  mit den Pockenimpfungen begonnen wurde, an ständiger Unterernährung und an Hunger frühzeitig gestorben. Ein Mensch, der nicht einmal das nötigste an Essen bekommt, wird eben auch früher an Erkrankungen zu Grunde gehen, als andere, die ausreichend zu essen haben. In den Städten kam dazu, dass das Trinkwasser damals oft verunreinigt war. Da ist es wohl einleuchtend, dass diese Lebensverhältnisse die Ursachen für die Ausbreitung von Seuchen waren. Dass davon die armen Leute wesentlich mehr betroffen waren, ist auch kein Geheimnis. Die Pockenimpfungen, die in der ersten Zeit an den Angehörigen der Fürsten durchgeführt wurden, verursachten also bei reichen Menschen nicht so häufig Schäden an der Gesundheit wie unter den armen Menschen. Die Pocken selbst sind nach verschiedenen Quellen öfters von den armen Leuten, Hauslehrern und Dienstboten in die Fürstenhöfe eingeschleppt worden.
Wenn es nun infolge der Pockenimpfung vermehrt zu Pockenausbrüchen gekommen war, geschah dies ebenso vorwiegend in der armen Bevölkerung. In jenen Zeiten war aber außer wenigen Armenhäusern und kirchlichen sozialen Einrichtungen niemand da, der sich um die Impfopfer gekümmert hat. Da gab es noch keine Sozialversicherung, keine Gesundheitsbehörde, keine Spitäler, es gab keine Versorgung und Betreuung der Impfopfer. Diese wurden von den Despoten als Opfer im Kampf gegen die Pocken angesehen.
In Österreich gibt es erst 1973! das Impfschadengesetz. Erst seit diesem Jahr werden die Impfopfer entschädigt. Die Regelung der Entschädigung erfolgt interessanterweise nach dem Heeresversorgungsgesetz, früher hieß es Kriegsopfergesetz. Bis dahin waren also die Impfopfer , welche durch die Pockenimpfung ihre Gesundheit verloren hatten und sich nicht selbst versorgen konnten, auf die Barmherzigkeit ihrer Mitmenschen angewiesen. In früheren Zeiten sind sie also einfach ohne jede Hilfe verstorben. Es ist uns heute kaum möglich, die Armut der Menschen der vorigen Jahrhunderte vorzustellen. Nur so ist es zu verstehen, dass damals Kinder, welche die Pocken noch nicht überstanden hatten, noch nicht als geboren gegolten haben.

Zusammenfassung

Dass durch die Pockenimpfung die Pocken ausgerottet wurden, ist eine oft gehörte Behauptung. Sicher ist, dass sich die sozialen Bedingungen und die für die Gesundheit notwendigen Lebensverhältnisse gebessert haben. Sozialwissenschaftler und viele Ärzte führen den Rückgang der Pocken auf die gebesserten Lebensbedingungen zurück und nicht auf die Impfungen. Die Gesundheit der Menschen ist also nicht die Folge von Impfungen sondern die Folge der idealen Lebensbedingungen. Gesunde Menschen überstehen Krankheiten und auch Impfungen besser als kranke Menschen.
Ein wissenschaftlicher Nachweis, dass die Seuchen, wie Pocken, Pest, Cholera etc. durch die Impfungen ausgerottet wurden, konnte nie erbracht werden. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Zeit, als die Pockenimpfungen eingeführt wurden, waren nicht ausreichend, um eine Maßnahme  wie die Pockenimpfung zu begründen, an welcher doch abertausende Menschen Gesundheit und Leben verloren haben.
Es spricht vieles dafür, dass die Impfung gegen Pocken aus militärischen und politischen Erwägungen eingeführt wurde.

Johann Loibner, 16.10.08

Quellen:

„Eine kurze Geschichte der Mikroben“  Klaus Großgebauer, 1997, Verlag für angewandte Wissenschaften.
„Kulturgeschichte der Seuchen“ Stefan Winkle,  1997